Das Vorspiel
Ort : Wien & Ungarn
handelnde Personen : das KCS Team.
Das Jahr 2002 ist noch jung und alles ist bereit für die 17. KCS Tage bei Veszprem. Mit einem Schlag wird es anders. Ein gewaltiger Aufschlag auf die Geländemiete bringt die Planung durcheinander. Das Startgeld empfindlich erhöhen oder ein neues Gelände suchen steht zur Auswahl. Das KCS Team stellt sich der Aufgabe und findet innerhalb kürzester Zeit ein Ersatzgelände, organisiert Quartiere und legt in mühsamen Verhandlungen die Strecken an.
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Der erste Akt Die Ungarn haben sich bemüht, die Anreise ruhig zu gestalten. Autobahnpausen in geselliger Nähe zu vielen anderen Reisenden und eine Durchquerung von Budapest mit vielen aussichtsreichen Haltepunkten haben das Tempo im gemütlichen Bereich gehalten. Die Suchfahrt nach Bér hat uns zum Camp bei einem einsamen Gasthof geführt. Das Gefühl der Einsamkeit legt sich schlagartig, als, kurz nach Mitternacht, unsere Wohngeräte von einer Pferdeherde als Rückenschrubber missbraucht werden. Die Verfolgungsjagd der schweinischen Frühaufsteher um 5h ist die richtige Zugabe. Wir sind in einem Tiergehege mit Pferden, Schweinen, Eseln, Lamas und Kamelen gelandet. Als Bereicherung der Menagerie werden wir sofort integriert. Im Lauf des Freitags treffen die restlichen Starter ein. Sie machen es sich entweder im Camp bequem oder beziehen ihre Zimmer im Schlossgasthof von Szirák. Zu den "alten" Teams, wie Heinrich und Ulrike Schwarz mit Nachwuchs, sind etliche neue gekommen, die diese Roadbooktour einmal ausprobieren wollen. Nach Einbruch der Dunkelheit geht es los. 80 Geländewagen fegen wie taumelnde Irrlichter durchs Unterholz. Das Roadbook ist wieder sehr verlässlich und etliche lassen dem schweren Gasfuß freien Lauf. Das ermüdet naturgemäß die Geräte und der Toyota von Fritz Pavlicek legt sich ein wenig zur Ruhe. Der Weckdienst ist mit der Winde bald zur Stelle und Fritz lässt sich den Nachtsieg der Amateure nicht nehmen. Bei den Profis ist Franz Steiner im V8 - Puch G der Schnellste. Wie der Beifahrer bei dem Tempo die einzelnen Positionen lesen und seinen Sitzplatz behaupten kann, ist beachtenswert. Wir gehen es etwas langsamer an. Mein alter, fast serienmäßiger Pajero feiert sein 10-jähriger Longtrialjubiläum. Das ist einerseits ein Beweis dafür, dass auch serienmäßige 4x4's bei solchen Bewerben mit viel Freude und wenig Problemen bewegt werden können. Andererseits ein Grund, unseren Ehrgeiz nicht ins hohe Tempo, sondern in die saubere Navigation zu legen. Fast hätten wir es ohne Probleme geschafft. Da taucht im Scheinwerferlicht eine tiefe, schlammige Furche auf. Ich versuche eine seitliche Umfahrung und stecke schief und tief im optimalen Loch. Winden nach vorn ist zwecklos und nach hinten gäbe es eine gewaltige Schaufelei. Kurz darauf befreit mich Michael Hobiger aus meiner misslichen Lage. Beim nächsten kantigen Baumstumpf zerschneidet er einen Reifen. Dem geht gerade dort die restliche Luft aus, wo mich der nächste Graben verschluckt. Stecke nie 30" dort hinein, wo die "big dogs" ihre 33-er oder 35-er spazieren führen. Herbert zieht das Windenseil zum passenden Baum und es könnte gleich weiter gehen. Wenn da nicht die wilde Jagd aus dem Hinterhalt brauste. Ohne viel Aufenthalt quetschen etliche Fahrer ihre Geräte schräg und ungestüm an mir vorbei. Blubbernde bis sägende Motorgeräusche, von MT's aufgewirbelte Laubfontänen und gelegentlich ein Reifen, der von der Felge springt. Bis wir endlich Seilbahn fahren vergeht eine Menge Zeit. Dann helfen wir bei einem der anliegenden Radwechsel und zeigen den anderen eine Umfahrung durch den Wald. Wie eine Fee aus dem Herrn der Ringe springt Jasmin durchs Gehölz. Hinter ihr nach brummelt wie ein treuer Bär Thomas im G. Auch diese einprägsamen Bilder und technischen Mühen gehören zur Stimmung der Longtrials. |
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Der zweite Akt Der Nachtschlaf ist kurz und erfrischend. Strahlend begrüßt uns die Sonne zum Taglauf. Der Start quer über die Weide lässt nicht nur die echten Pferde wiehern. Auch einige Motoren wiehern mehr oder weniger gezwungen und treiben die Fahrzeuge in dichten Staubwolken zum Wald. Kratzende Äste hängen dort in die Wege. Einige finden die Wiederholungen einzelner Passagen eintönig. Ich freue mich darüber, weil die struppigen Äste bei jeder Befahrung weniger werden. So ein Vollgasprofi ist fast so gut wie eine Heckenschere, gell Steiner. Wir Amateure genießen die Landschaft im lockeren Fahren. Die Profis
müssen zur Auflockerung sieben
Sonderprüfungen bewältigen. Von ihrem Erlebnishunger getrieben fahren Franz Steiner und Heinrich Schwarz irrtümlich
zwei dieser Prüfungen im Doppelpack. Dass nachher das Roadbook nicht mehr stimmt, beschert ihnen etliche Verzögerung.
Zudem pflückt Franz nach einem Rückwärtssalto am Steilhang mit Hilfe seiner zugkräftigen Winde Stoßdämpfer samt
Aufhängung aus der Hinterachse. Hoppelnd wie der Osterhase findet er danach die ungarischen Wege doppelt reizvoll.
Bis zur Mittagspause bei Helen ist die Strecke interessant und zügig zu fahren. |
Das Finale
Ort : Hotel Andezit Fogado
Personen : KCS Mannschaft & << 80 startende Teams.
Die Siegerehrung im zentralen
Gasthof sorgt für enge Sozialkontakte. Zwar sind einige schon abgereist. Die restlichen Starter drängen sich trotzdem eng
zusammen und plaudern kreuz und quer über Erlebnisse der vergangenen Tage. Die sehr feuchte Verbrüderung Polen &
Ungarn & Deutschland fordert noch vor der Siegerehrung ihre Opfer. Dann geht es los. Der Manager von General Tire
Uwe Wischeropp hat das ganze Wochenende mit uns verbracht. Es ist ungemein erfreulich so einen Sponsor zu haben. In seiner
Rede appelliert er an alle, die Geländefahrten so anzulegen, dass die Einheimischen auch weiterhin ihre Gastlichkeit behalten.
Ungarn ist ein 4x4-freundliches Land und es liegt an uns, diesen Zustand zu erhalten.
Bei der Siegerehrung gibt es gewohnte Erfolge und auch einige Überraschungen. Bei den Amateuren gewinnen erwartungsgemäß
Fritz und Heidi Pavlicek. Der Sieg der Profis geht an Thomas Schuker und Jasmin Moll, die es geschafft haben, mit ihrem
umsichtigen Einsatz die anderen Favoriten zu besiegen.
Es war ein erlebnisreiches Wochenende mit alten Bekannten und neuen interessanten Gesichtern. Das KCS-Team hatte mit vollem
Einsatz von den Quartieren bis zur Strecke alles im Griff. Wie oft noch? Wenn trotz enormem Einsatz für das erfolgreiche
DSF-Video im Herbst sich immer weniger Sponsorgelder einfinden, dann bringt so eine Veranstaltung wachsendes Risiko für den Club.
Es wäre doch logisch, wenn der direkte Kontakt zu den Geländefahrern verbunden mit der Chance für effektive
Öffentlichkeitsarbeit die Werbeverantwortlichen in den einschlägigen Firmen überzeugen könnte, sich hier mehr zu engagieren.
160 Aktiven und vielen Mitgereisten hat es enorm getaugt, die kommen wieder.
Vielleicht sieht es bis zu den 18. Int. KCS 4 x 4 Off - Road - Tagen mit dem Sponsoring auch wieder besser aus.
Gert Richter [http://www.austria4x4.at]
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