Winterwald 2000

1.Jänner

Noch räkeln sich viele verkatert in ihren Betten. Vor unseren Fahrzeugen hingegen türmen sich bereits Schneehaufen und locken uns weiter ins weite, weiße Land. Ein spontaner Telefonrundruf hatte genügt, um acht Geländewagen und ihre mehr oder weniger ausgeschlafenen Insassen zum gewohnten Treffpunkt zu bringen. Vor einem Jahr hatten wir in den Schneewechten des Buchbergs kapitulieren müssen, heuer ist der Weg geräumt und es geht glatt hinauf. Die Fortsetzung oben ist mehr nach unserem Geschmack. Ein unverspurter Weg liegt vor mir. Als Kameramann lasse ich Herbert im Jeep den Vortritt. Der will zwar, allein seine Mud-Reifen finden auf dem vereisten Boden keinen Halt. Mit einigen Tricks buddelt er sich weiter und lässt den V8 jubeln, als er ins frische Weiß eintaucht. Nach und nach rollen auch die anderen an mir vorbei in den Winterwald. Der Hohlweg auf der anderen Seite ist griffig, doch mit etwas List finden wir einen Startpunkt, von dem nur Herrmann unser gewiefter Geländefachmann wegkommt. Rudis Suzuki fährt mehr seitwärts als aufwärts, findet dann ein wenig Reibung und es geht dahin. Martin rutscht bei jedem Start weiter zur Seite, bis er seinen Pajero mit einiger Mühe aus dem Graben wühlt.

Nach dieser Waldeinlage fegen wir über die Feldwege entlang einer meiner üblichen Mountainbikestrecken. Die Bauern der Umgebung haben einige Wege bereits ausgefahren um in der Zeit der Weihnachtsfeiern den Polizeikontrollen auf den Straßen auszuweichen. Wir genießen die Landschaft unter dem grauen, kühlen Himmel. Die Heizung im Auto hält die Füße warm und macht Lust auf etwas anspruchsvollere Strecken. Einer plötzlichen Idee folgend, biege ich von der Straße ab. Dort führt unter der Autobahn ein steiler Wirtschaftsweg in den Wald. Mit dem Bike ist es dort hinauf eine ziemliche Quälerei. Bei 30cm unverspurtem Schnee verspricht die Passage einige nette Erlebnisse. Mit der kleinen Dritten hole ich Schwung. Im steilsten Stück beginnen die Räder zu graben. Um den Motor bei Laune zu halten, darf ich nicht vom Gas gehen. Ein dicker Ast versperrt mir den Aufstieg und in einer schwarzen Rauchwolke stoppt die Fuhre. Der Ast ist rasch beseitigt und mit etlicher Mühe wühle ich mich weiter. An einer flacheren Stelle parke ich den Pajero und lade die anderen über CB-Funk zum Gipfelsturm. Wieder ist Herrmann der einzige, dessen AP-Reifen eine rutschfreie Spur mit klaren Profilabdrücken in den Schnee legen.

Alle anderen bewegen beachtliche Schneemengen auf ihrem Weg bergauf.

Die Dämmerung sinkt herein als wir die Verbindungsstraße zwischen einigen Bauernhöfen verlassen und den letzten Tiefschneeweg in Angriff nehmen. Wir rollen langsam und leise durch den Winterwald um das Wild nicht zu stören. Alle Pfade, die wir gefahren sind, waren öffentliche Wege und wir haben uns bemüht sie schonend zu benützen. Als Franz einige Tage später die Strecke nicht mit dem Terrano sondern mit dem Bike befährt, hat eine frische Schneeschicht unsere Spuren fast wieder verwischt.