Silvia - Jeep CJ7
Franz & Leo - Pajero
Herbert - Landcruiser 90
Jacky & Struppi - Landcruiser 90
Martin - Patrol
Michael & Monika - Terrano II
Peter - Landcruiser 90
Gert - Cherokee

 

"Heute packen wir's endlich", ist das Thema unseres vierten Angriffs auf IHN. In Regen und Nebel gehüllt mussten wir IHN in den Jahren davor rechts und links liegen lassen. Dann hatte ER mit einem Guss die Straße an SEINER  Flanke weggeduscht und uns wieder in die Flucht geschlagen. An diesem strahlend  sonnigen Tag lässt ER uns endlich in SEIN Reich und wir steuern unsere Geräte voll Freude auf den MANGART. Schmaler Asphalt, ein wenig Schotter und die beeindruckende Bergstimmung des ehrwürdigen Riesen sind der Lohn für die Ausdauer.

Ziemlich  übermütig rollen wir weiter nach Kobarid, überqueren die Soca und freuen uns auf das ruhige Kanucamp vor Tolmin. Kleiner Irrtum - eine johlende Horde tobt ziemlich stürmisch über die staubige Wiese. Alle anderen Flusszugänge sind privatisiert und verbaut. In den südlichen Büschen finden wir schließlich einen Platz und der erste Campabend nimmt seinen Lauf. Jackys Sturmflasche lässt nach einigen Schlucken das Schlafbedürfnis steigen und nach und nach beziehen wir unsere Lager. Leichter Regen am Autodach und eine kräftige Dusche in der Früh lassen uns übles erwarten. Doch dann legt sich der Regen und wir fahren nach Kobarid ins Museum des 1.Weltkriegs. Ziemlich nachdenklich über all das was Menschen außer Freude in diesen Bergen noch empfinden und erleben konnten suchen wir einen Platz am Fluss. Eine Schotterbank passt optimal. Wir tauchen knapp unsere Beine ins regenfrische Flusswasser, da schwimmt Silvia schon in vollem Genuss vorbei.

Nach einer Pause lockt eine kleine Tour. Bei Tolmin führt eine unauffällige Straße entlang der Tolminka in die Berge. Es wird eng, dann kommt ein Tunnel der sich zur Brücke über die 50m tiefe Schlucht öffnet. Dass die Holzbalken rappeln, als wollten sie uns abschütteln, macht die Sache noch netter. Leider kommt der Anruf von den anderen am Fluss, dass wir auf polizeiliche Anordnung einen offiziellen Campingplatz suchen müssen, weil wildes Campen in Slowenien verboten ist. Enttäuscht brechen wir die Tour ab und fahren auf gut Glück  zum neuen Camp in Kobarid. Das liegt fast gegenüber des eher engen Camp Koren und bietet mit einer weitläufigen Wiese und freundlicher Betreuung einen feinen Abschluss dieses Tages.

Wieder testen wir unsere Navigation und versuchen das Karstgebiet von Tolmin bis Postojna möglichst direkt zu durchfahren. Durch lichten Wald, über aussichtsreiche Wiesen und an tiefen Dolinen vorbei führen uns GPS und Karte in erfreulichem Einklang bis an die Abbruchkante am Nanos. Lang schon haben wir den Asphalt verlassen, da kommen wir aus dem Wald auf die Weiden.  Der Weitblick löst mich kurz genießerisch aus der Konzentration. Schon poltern die Reifen meines Cherokee über grobe Steine. Genauso grob ist der Aufstieg auf den Plesa. Eine kurze Rast bei der Kapelle gönnen wir unseren knurrenden Mägen und dem protestierenden Hinterteil.

Der Abstieg vom Karst in engen Serpentinen findet eine würdige Fortsetzung in der Höhle von Skocanske deren stiller, tropfsteiniger Teil in die weite Halle über dem Flusse Reka führt. Eine kleine Brücke mit bewegendem Tiefblick führt zu schmalen Wegen in der Felswand, an denen auch Indiana Jones seine Freude hätte. Der Übergang von der würdig, stillen Höhle zum Touristengewimmel in Piran ist fast zu viel. So arg hab ich mir das nicht vorgestellt. Die Nacht bricht herein und auf keinem Camp ist Platz für uns. Einige Gemüter werden etwas mürbe. Da entschließe ich mich zu einem Experiment. In meiner Adressensammlung gibt es eine Telefonnummer vom "Eselslokal" in den Bergen an der Dragonja. Es meldet sich der "Hausmeister". Eigentlich sei geschlossen, aber nach einem Anruf beim Chef dürfen wir kommen. Wenn wir es finden. So ein Wegpunkt am GPS ist ja nett, aber die Wege dorthin bei Nacht im slowenischen Outback finden? Knapp vor der kroatischen Grenze taucht der Anfang des Weges auf und ich atme auf. Nach der nächsten Ortschaft beginnt ein kümmerlicher Schotterweg. Einige haben wohl die Hoffnung auf ein geregeltes Nachtlager fast aufgegeben, als wir im Lokal ankommen. Camping ist o.k. Brot, Schinken, Käse und Rotwein sollen wir uns selbst in der Küche zusammensuchen. Der "Hausmeister" geht und wir bleiben.

Pünktlich um 6h weckt uns der Hausesel mit seinem Morgenkonzert. Ein ausgiebiges Frühstück, dann ein Bad und alle blicken erwartungsvoll auf mich. Rasch würfle ich die geplanten Routen durcheinander bis sich eine Runde durch die Berge ergibt, die wieder zum Esel zurückführt. Die Wehrkirche von Hrastovlje zieht uns alle in ihren Bann. Den Wirt daneben rührt unser Hunger und er füttert uns mit Karstschinken, Käse, Brot und diversen Gemüsen.

So gestärkt nehmen wir den direkten Karstanstieg in Angriff. Der schmale Weg windet sich den Hang hinauf. Irgenwo endet er im Grünen und wir müssen uns nach einer Umkehrübung die Fortsetzung suchen. Auch die Südflanke des Stavnik lässt die eingezeichneten Wege vermissen. Dafür gibt es Pfade, die sich der Kartenzeichner nicht erwähnen traute. Macht nichts. Wer zum Esel zurück will, der muss das schaffen. Mit einem slowenischen Trüffelgelage klingt der Abend wohltuend aus.

Der nächste Tag bringt den Abschied von dieser abgelegenen Oase. Nach einem straffen Ritt über Asphalt erreichen wir den Tagliamento. Zwar ist der Wasserstand traurig, ein gemütlicher Zeltplatz und die Runde am Lagerfeuer wirken mit ihrer Romantik trotzdem. Weniger romantisch ist der Regenguss, der Jacky's Zeltplane zum Überlaufen bringt und uns bald in die Betten treibt.

Es geht heimwärts. Silvias klagende Kreuzgelenke warfen seit einigen Tagen Schatten auf ihre Fahrfreude. Jetzt müssen wir deswegen die Pläne einer Almeinreise nach Kärnten fallen lassen. Das rettet uns vor dem sintflutartigen Regen, der kurz darauf einigen Ortschaften verwüstet.
Zu der Zeit paddeln wir auf der Südautobahn heim. Draußen der Regen und innen die wärmende Erinnerung an wunderbare, gemeinsame Tage und eine feine Tour.
P.S.: lieben Dank und ein Bussi an Silvia für ihre Fotos. G.R.