Sengend brennt die Sonne vom stahlblauen Himmel. 10 Geländewagen rollen, mit leise brummenden Motoren über die Piste. Die Reifen wühlen, auf der Suche nach Reibung, im rieselfreudigen Untergrund. Da greift die Schwerkraft unbarmherzig nach einem von ihnen. Doc Guido hat die Tragfähigkeit der dünnen Schichte überschätzt und seinen neuen Terrano diebstahlsicher eingeparkt. Zuerst werden die Kameras gezückt, dann erst Schaufeln und Bergegurte. Schließlich befreit ihn  Franz mit der Winde und es geht weiter.

Eine Ausfahrt in die glühende Wüste Tunesiens?
Bergung aus dem unerbittlichen Chott?
Nicht ganz, es ist :

Herrliches Abendrot begleitete Heinz und mich am Freitag auf der Fahrt über den Semmering. Der Gedanke an das Abendessen ließ uns das Mürztal entlanggleiten. Pünktlich zum letzten Angebot der Küche erreichten wir den Graggober. Zum Nachtisch gab es eine nette Plauderei mit Maria und Harry, die für ihr Jeeptreffen zu Pfingsten auf Erkundungstour sind. 

Am Samstag füllt sich die Stube mit unternehmungslustigen Geländefahrern, die dem Ruf der Berge gefolgt sind. Hans gibt das Zeichen zum Aufbruch und wir tollen im Morgenlicht in den Schlosswald. Bis zum Gerngross genießen wir Weitblicke auf enfernte, verschneite Berge, dann noch ein paar Meter und der Schnee beginnt. So kommen wir zu der sonnigen Lichtung, die uns, mit Guidos Hilfe, zum Verweilen einlädt. 

Die Wartepause nützen Walter und ich, um unsere Antriebsgummis in Ketten zu legen. Der Schnee ist unter einer gefrorenen Schichte locker und macht bereitwillig den Rädern platz. Selbst 33-er graben sich reibungslos ein, wenn der Gashaxen des Fahrers kein Einsehen hat. Das erleben wir intensiv an der nächsten Kurve. Jeder Schlenker weg vom Weg führt geradewegs in die weiße Tiefe. Nur der leichte Haflinger buddelt mit vier Ketten munter seine Spur, als hätte einer mit der Riesenspachtel den Schnee glattgestrichen. Silvia erfreut sich an den Schauflern der MA 2412, die ihr die Spur aufbereiten.  Nach dem Aufstieg fehlt Peter, unser Schlussmann. Mit dynamischer Vorsicht bringt er den Grand Cherokee durch alle Herausforderungen. Diesmal hat ihn der Graben angesaugt und ich hole schnell meinen Jeep zu Hilfe. Selbst mit Ketten muss man auf der Hut sein. Ein Gasstoss zu viel und du kannst ohne Wagenheber Räder wechseln.

Hungrig erreichen wir die Greimhütte. Sie liegt, nach einer aussichtsreichen Auffahrt, einladend in der Nachmittagssonne. Bei diversen Deftigkeiten der Bergküche erwacht noch einmal die Unternehmungslust. So finden uns die letzten Sonnenstrahlen am Anstieg zur Hühnerbachhütte. Vor zwei Jahren hatte uns ein umgestürzter Baum zum Rückzug gezwungen. Nun geht es an dieser Stelle vorbei und zuversichtlich überqueren wir harmlose Schneeflecken. In argloser Verdauungsstimmung ist es wieder Guido, der zur Gymnastik aufruft. Ein Graben und der Doc, zwei Freunde, die einfach zusammengehören. Mit geübter Aufstellung, Baumgurt und Umlenkrolle ist das Problem bald gelöst. Dass ich zwischendurch eine gelöste Kette aus der Hinterachse klaube, fällt nicht weiter auf. Auch meine schneeschmelzende Wortwahl bei diesem triefnassen Job dürfte niemanden verschreckt haben, da zur gleichen Zeit Silvia die Blicke und Seile einiger Helfer auf sich zieht. Malerisch hat auch sie für ihren CJ7 ein Plätzchen im Graben gefunden. Die Erstürmung der Hütte endet diesmal an einem tiefen, breiten Schneefeld. Es ist fast dunkel und wir haben genug erlebt. Man sollte vor dem Gelände auch kapitulieren können, wenn es die Vernunft empfiehlt. Der Abend beim Graggober verläuft nahrhaft und gefüllt mit den üblichen Gesprächen über alles, was 4x4 Spass macht.

Der Sonntag lockt uns noch einmal ins Revier. Der erste Einstieg lässt einige wieder zu den Ketten greifen. Diesmal geht es von Norden zur Sache. Eine steile Auffahrt mit einer reizvollen Kreuzung zum Querweg erweist sich als echtes Schmankerl. Silvia und unsere G-Fahrer verheizen etlichen Treibstoff, bis der örtliche Abschleppdienst eingreift und entlang einer Kippkante für ordentliche Adrenalinzufuhr sorgt. Sonnenstrahlen brechen durch die Äste und begleiten uns bergauf. Die aperen Wegstellen bieten einen weichen Nadelteppich. Selbst steile Abfahrten sind bereits trocken und griffig. Verwöhnt vom problemlosen Spuren biegen Hans und Rainer nicht zum Gerngross ab, sondern gönnen uns noch eine Zugabe. Harmlos sind wir bergab gerollt und alle Fallen haben gewartet, bis wir fürwitzig wieder hinauf wollen.  "Graben frisst Guido" wäre eine passende Schlagzeile im örtlichen Veranstaltungskalender. Noch schmunzeln wir und helfen ihm auf den Weg der Tugend zurück. Walter mit vier Ketten wird den Weg schon wieder zurechtfahren. Der jedoch gräbt ein Loch nach dem anderen und hinterlässt uns ein schauerliches Erbe. Die Freunde im G kosten die Gelegenheit zur Reibungsforschung voll aus und erst die Brigade der MA 2412 schafft schließlich befahrbare Verhältnisse. Mit einigen kleinen Hängern  geht es zurück zum Graggober.

Die Mischung aus guten Freunden, Frühlingssonne und Altschnee hat ungemein viel Freude gemacht. Jeder durfte stecken bleiben und sich vertrauensvoll bergen lassen. Für jeden gab es Gelegenheit zu erzählen und den G'schichten der anderen zu lauschen. 
Es war Spitze - Hans & co. sei Dank.