Wolken wallen von Osten heran, hüllen den Vojak ein und ihre Windstöße fegen Silvia fast von den Beinen. 1400m über dem Meer ist von der sonnigen Hitze Opatijas nichts mehr geblieben. Neugierig suchen wir im Karstland östlich des Gipfels unseren weiteren Weg. Verschiedene Reiseberichte haben Abstiege vom Vojak beschrieben, die für unseren Kartenzeichner nicht erwähnenswert waren. Nun finden wir etliche graue Weglein und machen uns erwartungsfroh ans Werk. Als Belohnung gibt es auf dem Abstieg von Vela Ucka eine gehörige Portion Sonne. Gemächlich rumpeln wir den Schotterpfad über die Höhe. Das GPS zeichnet den Trail in die weißen Bereiche der Karte und wir genießen die unverbaubare Fernsicht.

Blick vom Vojak

bei Vela Ucka

Am Abend sitzen wir neben den leise glucksenden Wellen am Strand von Moscenica Draga und befördern die Calamari auf unseren Tellern mit etwas Wein zu ihrer letzten Ruhestätte. Inzwischen sind auch Gerhard und Petra gekommen und wir besprechen die nächsten Touren. Bei dem traumhaften Wetter lockt es uns nach Cres.
Nach kurzer Wartezeit und ruhiger Überfahrt rollen wir auf der engen Straße nach Süden. Immer wieder öffnen sich für uns weite Aussichten nach allen Seiten, nur beeinträchtigt von dem Wunsch, dem Verlauf der kurvigen Straße zu folgen. Kurz nach der Marina in Cres geht es auf in die knochentrockene Botanik. Beim ersten deftigen downhill poltert das Geröll unter den Rädern. Dann geht es staubig aber gemütlich über weite Hügel mit Oliven und Feigen. Süße Rastplätze lassen sich allemal finden, bloß keine Abfahrten zum Meer. Alle abzweigenden Stichwege enden weitab vom Meer unter Olivenbäumen. Hoch führt uns der Weg über die Bucht von Valun. Ein knorriger Pfad verschwindet meerwärts im Gebüsch und Silvia versucht den Abstieg zum Strand. Die Geräusche aus dem Gehölz lassen auf eine Bergeübung schließen. Doch sie setzt sich durch und ihr altgedienter CJ7 befreit sich aus dem Geröll. Bis zur Abfahrt nach Valun gibt es eine erfreuliche Fahrt mit tollen Aussichten. Die Folgen der Serie "der Sonne entgegen" haben Valun nicht geschadet. Malerisch lädt es zur Pause am Wasser ein. Die freundliche Bewirtung und ein erfrischendes Bad lassen uns unternehmungslustig weiter nach Süden rollen. Am Bergkamm vor Lubenice sollte eine Verbindung nach Vidovici möglich sein. Kurz nach dem Einstieg in den rauhen Pfad kommt uns ein einheimischer Landwirt entgegen. Der Weg, den wir suchen, existiert anscheinend nicht und er führt uns freundlich zu der Straße, die wir eigentlich nicht wollen. Höflich begraben wir unseren Forscherdrang und nehmen den vermeintlich harmlosen Ersatzweg. Der Asphalt endet und es beginnt eine Resonanzteststrecke der grimmigen Art. Was so alles an einem Fahrzeug poltern und dröhnen kann ist beeindruckend. Bis sogar mein Garmin  eine Art Zähneklappern zustande bringt sind wir endlich auf dem Aussichtshügel über Martinscica angelangt. Silvia und Petra schwärmen vom Sonnenuntergang über dem Meer. Eine Restaurantterrasse südlich der Ortschaft bietet genau dieses Schauspiel. Schon berührt der rote Ball die Wasserfläche, taucht langsam ein und verschwindet mit einem kurzen Nachleuchten. Das ist für uns das Startsignal zur Cres - Rallye. In einer knappen Stunden sollen wir die 60km zur Fähre schaffen. Die schmale Straße windet sich im Scheinwerferlicht. Zeitplan und Selbsterhaltungstrieb bestimmen das Tempo. Wie Irrlichter fegen wir nach Norden und erwischen die Fähre gerade noch. Silvia ist ziemlich geschafft. Auf die Frage, warum sie uns nicht über Funk eingebremst hat, sagt sie, dass sie die Hände nicht vom bockenden Lenkrad nehmen konnte. Außerdem sei das Licht des Jeep so schwach, dass sie zur Furchtminderung nicht sehen konnte, wie tief es neben der Straße hinunter geht. Der Tag klingt mit einer sehr bedächtigen Fahrt von der Fähre zum Camp aus.

Valun

enge Piste

Abend in Martinscica

Weites Waldland umgibt uns bei der Tour im Risnjak Gebiet. Ein aussichtsreicher Anstieg von Rijeka nach Gornje Jelenje war diesem erholsamen Erlebnis vorausgegangen. Die Mittagsrast auf einer Lichtung inmitten verfallener Bauten passt zu dieser ruhigen Stimmung. Übermütig baggern wir uns danach durch den Schotter einer alten Sandgrube östlich von Dom Tristenik. Die Rückfahrt über Lisina führt uns durch dichten Karstwald. Der Schotterpfad windet sich zwischen Dolinen dahin, bis er oberhalb von Opatija die weite Aussicht über die Bucht von Rijeka ermöglicht. Bei der Abfahrt ins Camp schwärmen alle von den Abendgenüssen in den Lokalen von Moscenica Draga.

Herbert in der Grube

Hafen von Moscenica bei Nacht

im Camp

Moscenica bei Nacht

Bei meinen Forschungen nach interessanten Gebieten in Istrien war mir der Campingplatz von Tunarica aufgefallen. Nach einem ermunternden Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Süden.

 Vorbei an Labin zweigt kurz vor Barban eine unauffällige Straße links ab. In verschiedenen Karten führen von dort unterschiedlich gezeichnete Wege nach Tunarica. Einige dieser Wege gibt es einfach nicht, andere verlaufen ziemlich eigenwillig durch das Buschland. Schließlich endet einer dieser Pfade zwischen zwei Gärten. Nur sanfte grüne Kerben im Gehölz lassen Fortsetzungen erkennen. Mit Hilfe eines Einheimischen entscheiden wir uns für eine dieser Möglichkeiten und zwängen kurz darauf unsere Fahrzeuge zwischen knappen Steinmauern durch. Meine Zweifel an der Route schwinden erst, als unsere Spur im GPS sich wieder mit einem vorhergesagten Weg deckt. Im Camp in Tunarica sind wir als Tagesgäste gratis willkommen. Ein gastfreundlicher Kellner sorgt im Restaurant für rasche, köstliche Versorgung. Als Dessert genießen wir ruhigen Strand und klares Wasser. Auf idyllischen Asphaltpfaden geht es über Ravni zurück. Das Panoramalokal bei Plomin ist mir bei der Anfahrt schon aufgefallen. Verlockend gute Cremeschnitten und Kaffee lassen es nun unwiderstehlich wirken. Der laue Abend im Camp klingt wie immer sehr entspannend aus.

Leises Tröpfeln am Wohnwagendach weckt mich in der Nacht. Innerhalb weniger Minuten geht es in ein trommelndes Schütten über, Blitze leuchten durch die Dachluke und hallender Donner füllt die Bucht. Herbert und ich schlafen in den Wohngeräten trocken und ruhig weiter. Bei Silvia im Zelt und im Dachzelt von Gerhard und Petra ist in der Früh das große Trocknen angesagt. Schüchtern traut sich die Sonne hervor und wir bummeln durch das Bergdorf Moscenice. Enge, steile Gassen und malerische Häuser mit vielen netten Details machen diese Runde zu einem netten Erlebnis. Die humorvolle Begrüßung einer Reisegruppe durch den Bürgermeister passt ausgezeichnet in die Stimmung.

im Busch

Noch brauen dunkle Wolken über dem Vojak als wir zur Karsttour aufbrechen. Den Aufstieg über Vela Ucka finden wir nun sofort. Eine kleine Pause wird nur bei einem Brombeerdickicht fällig. Nach der Beerenjause kommt sogar die Sonne zum Vorschein und begleitet uns bis zur Einfahrt in den Karstwald. Ziemlich meditativ rumpeln wir auf der einsamen Strecke nach Racja Vas dahin, als uns vier Gendarmen stoppen. Verkehrskontrolle im Hinterholz? Rasch löst sich das Rätsel. Wir sind im Zollgrenzbereich zu Slowenien. Die Herren sind auf der Suche nach Schmugglern, die diese einsame Strecke benützen. Die nächste Ermunterung beschert uns das Gewitter, das uns bei Racja Vas auflauert und uns bis Buzet begleitet. Netterweise hört der Regen auf als wir beim Heilbad Istarsce Toplice in Richtung Sovinjak abbiegen. Nicht gerade die Hauptzufahrt, aber eine herausfordernd staubfreie Möglichkeit an die ausgezeichneten Trüffelspeisen im Dorfgasthaus von Sovinjak heranzukommen. Im Schlamm des Feldweges beschleichen mich leise Zweifel. Wenn das Steilstück zum Dorf die gleiche Bodenbeschaffenheit hat, dann kann das ja heiter werden. Zum Glück ist dieser Weg zwar steil, aber steinig. Rumpeln ist mir heute lieber als rutschen. Bei der Kirche parken wir unsere frisch geerdeten Geräte und machen es uns im gemütlichen Gastgarten bequem. Der Wirt freut sich über seine einzigen Gäste, holt seine Mutter in die Küche und kurz darauf duften köstliche trüffelbestreute Speisen vor unseren Nasen. Die Rückfahrt führt mit herrlichen Aussichten quer durchs Land an die Küste. Nicht nur Herbert ist erfreut, dass das Cremeschnittenpanorama auf dieser Strecke liegt.

Blick auf den Vojak
staubfrei Regen mit Bogen

Eine Nacht voll Gewitter und Regen macht uns den Abschied leicht. Gerhard und Petra fahren schon nach dem Frühstück. Silvia, Herbert und ich genießen zu Mittag noch ein letztes Calamarigelage im Hafen. Dann rollen auch wir der Heimat entgegen. Deftige Regenwolken in Slowenien und der Nährwert des Abschiedsessens beflügeln uns so, dass wir noch vor Mitternacht daheim ankommen. Wieder haben wir in einer erfreulichen Runde Erlebnisse genossen und viel Spaß an den kroatischen Pfaden gefunden. Auf diesen Erinnerungen werden in den nächsten Monaten wie schon so oft Pläne für die nächsten Touren wachsen.

G.Richter - mit einem dankbaren Bussi an Silvia für viele zielsicher geschossene Fotos.