Das Team dieser Reise
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Noch sind die Wände des Tunnels mit Steinen befestigt und ich brauche nicht zu befürchten, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt. Dann ändert sich das Bild. Die Scheinwerfer meines Landcruiser schälen verschieden geformte Felsen aus der Dunkelheit. Unter den Rädern plätschert das Wasser trüber Lacken. Als Biker brauch'st dir dort keine Sorgen um verschwitzte Füße machen. Der Diesel knurrt wie ein zufriedener Höhlenbär und weit voraus erblicke ich den Ausgang als kleinen hellen Punkt. Knapp vor diesem Ausgang war einige Jahre zuvor die Tunneldecke eingestürzt. Jetzt ist er wieder geräumt, befestigt und befahrbar, so lange die Zufahrt schneefrei ist. Irgendwie spüre ich an dieser Stelle ein Kribbeln im Nacken. Dann ist es geschafft und ich rolle der Abfahrt an der malerischen Südflanke entgegen.
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Nach einer Fahrt durch die
Wolken am Col d' Allos lasse ich im Camp Villars am Verdon die ersten Tage
unserer Reise noch einmal Revue passieren. >>
Wieder hatten wir uns bei Klaus im Camp Lampele am Ossiachersee getroffen. Dann
ging es auf gewohnten Pfaden mit einer Mittagsrast im "Kinderbettchen" des
Tagliamento über den Passo Mauria, Belluno und Trento zu Camp & Pizzeria in Anfo am Lago d' Idro. Herbert, Hans-Peter, Peter und Sabine hatten uns ein
nettes Plätzchen reserviert und alle gemeinsam genossen wir den Zeltaufbau von
Martin & Resi.
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Ein langer Autobahnritt über Mailand und Turin endete für mich unrühmlich bei der Autobahnabfahrt von Susa. Ein kreatives Gewirr von Fahrbahnen und Kreisverkehren mischt sich hier mit allerlei Schildern. Den Colle delle Finestre fand ich auf keinem davon und ehe ich es vermutete befanden wir uns wieder auf der Autobahn. Der Umweg brachte uns zum Fort d'Exilles zu dem wir aus Übermut bis zum Burggraben hinauffuhren.
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Der zweite Anlauf zum Colle delle Finestre gelang und damit auch der Einstieg zur Assietta Kammstraße. Im weichen Abendlicht genossen wir die Ausblicke tief hinunter in die Täler von Riparia und Chisone.
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Die Realität in Form der miesen italienischen Camps im Chisonetal holte uns aus der naturverträumten Stimmung. Vollgestopft mit Dauercampern hat dort niemand etwas für Reisevögel wie uns übrig. Die Gastronomie erschöpft sich in Mikrowellenfutter aus der Tiefkühltruhe. Alles das doppelt so teuer wie in Frankreich. >>>
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Diese Erinnerungen wälze ich in einem gemütlichen französischen Camp an der Verdon. Leicht spüre ich noch das Rütteln der Auffahrt auf den Parpaillon. Nach einer Mittagspause am Fluss waren wir durch die weite Landschaft hinaufgerollt, hatten die Stimmung der Berge in uns aufgenommen und fast die pfiffige Gelassenheit der Murmeltiere erreicht. Jetzt lockt ein nettes Lokal zur Schlemmerei. Danach treibt uns der Abendregen ins Vorzelt zu Martin und Resi. Die Reue über unsere Kommentare beim Zeltaufbau ist so echt, wie die Gastfreundschaft der Bewohner. Während draußen der Regen rauscht, gluckst in unseren Gläsern der Rotwein und wir planen den nächsten Tag.
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Das tiefe Türkis des Sees von St-André zieht uns sofort in seinen Bann. Hier werden wir campieren. Zuerst rollen wir weiter zum Canon du Verdon. Die Rundstraße von la Palud ist teilweise (im Uhrzeigersinn) zur Einbahn erklärt worden. Wir erwischen sie und die ersten Tiefblicke von der "falschen" Seite und müssen beim Panoramabeisl umdrehen. Der zweite Einstieg bringt neue Ausblicke und wir genießen die schluchtigen Abgründe. Zurück in St-André schlagen wir unser Lager im Camp municipal auf, erfrischen uns ausgiebig im See und versuchen dann unsere Französischkenntnisse im Supermarkt. Bei ausreichendem Hunger schaffe ich fast jede Sprache. Mit saftigen Steaks geht es auf zum abendlichen Schmaus im weitläufigen Pinienwald.
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Lautes, rüttelndes CJ7-Klappern
begleitet uns auf dem Weg durch das Tal des Var. Bei der Mittagsrast geht Silvia
der Sache auf den Grund. Ein musikalisches Auspuffrohr hatte sich losgerissen
und mit seinen rhythmischen Solos die restlichen Fahrgeräusche des Jeep
bereichert. Mit etwas Draht gefesselt bewältigen wir den Col de Turini
schallgedämpft. Nach dem Zeltaufbau in Tende schlängeln wir uns im abendlichen
Wolkengebräu die alte Passtraße hinauf zum Fort Central. Endlich wieder ein Fort
für Peter. Er und Hans-Peter erkunden die alte Anlage - "Das soll ein
französisches Fort sein? Die Schießscharten zeigen ja in die falsche Richtung."
Der Blick ins Geschichtsbuch gibt Auskunft - Die Italiener haben die Forts am
Tende ab 1880 gebaut. Erst im Friedensvertrag 1947 kam das Gebiet mit den
robusten Bauten an Frankreich.
Nach einer genauso gründlichen Bewanderung des Fort Marguerie rumpeln wir die
steinigePiste ins Valle de Casterino hinunter. Leider gibt es hier kein Camp.
Der weite Talkessel ist wunderbar einladend. Einige Anbieter führen 4x4 Touren
ins angrenzende Valle de merveille (z.B. Restaurant am Hauptplatz in Tende).
Ein sonniger Tag erwartet uns zur Etappe nach Italien. Vorbei an la Brigue und der versteckt gelegenen Notre Dame des Fontaines steigen wir in die ligurische Grenzkammstraße ein. Guter Straßenschotter und feiner Staub regeln das Tempo. Schotterdriften ist zwar fein, die Nachfahren liefern dazu weniger nette Kommentare. An der Grenze wallen dichte Wolkenschwaden von Italien herauf. Wir entschließen uns, auf der französischen Seite zum Passo de Tanare zu fahren. Kurz darauf wird der Pfad ziemlich eng und wir loben die Straßenarbeiter, die aus der verschütteten Strecke wieder eine befahrbare Piste gemacht haben. Ein Rad auf der aussichtsreichen Kante, das Dach fast am Felsen - so verlaufen etliche Kurven. Der Ausblick bis weit nach la Brigue hinunter macht das alles wieder wett.
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Herberts Cousin hat bei Pieve
di Teco das alte Bauernhaus seiner Eltern renoviert und lebt mit den herrlichen
Gewächsen des Berghangs in genüsslichem Einklang. Siesta, Expedition ans Meer
oder beschauliches fast-Nichtstun. Nach der individuellen Nachmittagsgestaltung
treffen wir am Abend auf Paolos würzige Küche und seine Weine. Es wird ein
langes, gemütliches Gelage.
Vor uns liegt ein heißer, langer Ritt über die Autobahn. In der Gegend von
Cremona lassen wir den Plan von der Abschlussnacht am Tagliamento fallen und
rollen müde und hungrig zum Camp am Lago del Corlo. Der See ist, wie eine
Badewanne, halb abgelassen. Das Wasser ist schlammig und der tiefe "Strand"
voller alter Angelhaken. Als Trost über das abgesagte Schwimmerlebnis lassen wir
uns deftig bekochen.
Der
letzte Reisetag bringt ein feines Erlebnis. Vor einem Jahr hatten wir die
Almeinreise nach Österreich wegen eines Unwetters verschoben. Heuer leuchtet uns
die Sonne den Weg von Paularo nach Norden. Silvia löst das Problem der
weggebrochenen Straße und findet die lokale Umfahrung über Miscinis. Auch der
Einstieg in den Grenzpfad zur Straniger Alm ist gut zu finden. Einige ruppige
Aufstiege dann rollen wir über weite grüne Matten heimwärts. Wieder geht
eine gemeinsame Bergfahrt idyllisch zu Ende. Gefüllt mit erbaulichen
Erinnerungen machen wir uns auf den Heimweg.
P.S.: danke für viele Fotos an Silvia + Bussi grande Gert. g.r. austria4x4