Die Freunde reiten wieder :
Franz & Leo - Terrano
Heinz - Landcruiser
Jacky & Struppi - Landcruiser
Martin - Patrol
Silvia - Jeep CJ7
Gert - Cherokee

Ein nachmittäglicher Sonntag am Lago di Sauris. Wie alte Minnesänger um ihre Dame hatten wir uns in Maria Saal um Silvia versammelt. Dann war es flott durch das Tal der Fella und die Karnische Region um Ampezzo dahingegangen. Der Aufstieg zum Lago di Sauris hatte uns mit seinen Tunnels zum ersten Mal landschaftlich aufgemuntert. Nun waren es einige verstaubte, müde Motorradfahrer, die unsere weiteren Pläne über den Haufen warfen. "Wir kommen von Pieve di Cadore über den Sella di Razzo", ist die Antwort auf unsere fragenden Blicke. "Mit den Geländewagen könntet ihr das schaffen", sind die motivierenden Worte. Der Pass ist seit vielen Jahren wegen Erdrutschen gesperrt und dementsprechend verlockend. An einigen Verbotsschildern (gesperrt von 8 bis 17h) vorbei geht es auf in eine gewaltige Baustelle. Es ist 17:30 und wir schleichen uns unter einem Bagger entlang, der in schwindelerregender Position Überstunden macht. Schotter, Steinbrocken, Löcher und traumhafte Aussicht begleiten uns an den See von Cadore. Vom Camp am Ufer in den fr..rischen See und zur Pizzeria sind die Aktionen des Abends.

"Ruhige Pässe und Berge", lautet das Thema des nächsten Tages. Bereits am Passo Cibiana, in Reichweite der Auffahrt zum Monte Rite aus der Zeit des 1. Weltkriegs, holen und die Touristenmassen in die Realität zurück. Wir treiben weiter und erreichen am Aufstieg zum  entrückten Refugio Venezia eine Straße, die es - nach Freytag & Berndt - nicht gibt. Am geschlossenen Rifugio  Talamini vorbei führt der extreme Abgang nach Norden in eine Gegend, wo wir zwar nicht hin wollten, die aber genau zu uns passt. Ein einsamer Rastplatz lädt zur Pause ein. Dann erreichen wir endlich Pieve di Cadore. Da waren wir nach dem Frühstück bereits und die Zeit drängt. Auf der Karte finde ich eine Beschleunigung mit reizvollen Vorzeichen. Bei Belluno schlagen wir uns wieder in die Berge und erreichen den zauberhaften Lago di Mis. Ein Bad und einen Kaffe später rollen wir genüsslich den Torente Mis aufwärts und erreichen bei Canal San Bovo die Anfahrt zum Passo Brocon - die alte Fassung wohlgemerkt. Einige sind von der Asphaltkurbelei schon genervt. Das Schottergeschüttel macht sie wieder munter und bis zum ultimativen Tiefblick sind alle Systeme wieder aktiv.

Südlich von Arsie liegt am Lago del Corlo ein gemütliches Camp. Neugierige Blicke begleiten den Dachzeltaufbau von Jacky und Struppi. Das Dachzelt mit integriertem Vorzelt ist immer wieder ein Anlass zum Staunen. Auch wir anderen bereiten unsere Schlafplätze und wandern zur Futterstelle. Auf die Frage nach Spaghetti Vongole meint der Koch, er könnte sie am nächsten Abend anbieten. Unter dem Blick einiger hungriger Augen ist es wieder an mir, die Reiseroute zu ändern.
Von Levico geht es hinauf zur Hochebene der Sieben Gemeinden. Das kleine Loch im Berg lässt Jacky um sein Dachzelgehäuse bangen, doch es geht sich knapp aus.

Im Sommer sind leider einige Wege zu den Stätten der Kämpfe des 1. Weltkriegs für Autos gesperrt. Beim Passo di Vezena führt ein Schotterweg nach Norden. Bis zum Albergo Ghertele geht es da an herrlicher Natur und fürchterlichen Erinnerungen vorbei durch die Berge. Heute führt der einzige verlockende Weg nach Süden über Almwiesen und durch erfrischende Waldstücke nach Asiago. Den Aufstieg zum Monte Verena vereitelt eine fette Regenwolke. Erst die Gerstl Tour zum Fort Lisser lässt uns die gebahnten Straßen verlassen. Einige Kilometer gibt es Asphalt, dann geht es zur Sache. In den Spuren des Feldwegs schießt das Wasser herunter. Die Rinnen werden tiefer und die Steine gröber. Nach einem Bauernhof wird der Aufstieg noch deftiger. Das Fort im wehenden Regen ist ein stimmungsvolles Ziel. Würdig und triefend tragisch wirkt es so lange auf uns ein bis einige Esel und eine neugierige Ziege aus dem Gemäuer blicken. Das und die Liftstütze am Bunkerdach sind ein Zeichen für gelungene Vergangenheitsbewältigung. Die Spaghetti locken und wir kurbeln uns flott hinunter ins Camp am Lago del Corlo.

Der nächste Tag sollte als Schmankerln den Monte Grappa und die Kehrentunnels des Ubaldo Passes bringen. Denkste. Nach dem Kaffee schmort Martins Batterie und wir besuchen statt der geplanten Pässe die Nissan-Werkstatt in Belluno. Bei der Mittagsrast im aufgelassenen Camp am Lago di  Santa Croce fallen mir ein paar weiße Straßen zum Lago di Barcis ins Auge. Beim Linksschwenk in den Wald glauben nur die anderen an eine wohlüberlegte Strecke. Mich hingegen treibt die spontane Neugier und ich folge der GPS-Nadel in Richtung Piancavallo durch dolinigen Wald und über weiche Hochalmen. Das Risiko wird belohnt. Die Strecke ist traumhaft. Einsame Waldstücke, urige Almhütten und schließlich der Tiefblick hinunter in die Ebene zum Tagliamento begleiten uns. Die Zufahrt nach Barcis lockt uns auf eine einspurige Brücke. Eher ein Fußweg mit mäßiger Belastbarkeit. Aber selbst Martin im Patrol bleibt oben und wir gönnen uns, nach einer Orientierungsfahrt zum Campingplatz, einen lukullischen  Abend im Hotelrestaurant.

Mit einem kleinen Umweg über die Berge folgen wir der Cellina hinaus in die Schotterebene. Die 10km Flussbettfahrt zur Querstraße nach Vivaro sind das Spiel für große Buben. Große Steine = langsam und vorsichtig; lockerer Schotter und weicher Sand = "hammer down". Mit Appetit auf mehr rollen wir bei Spilimbergo an den Tagliamento. Hier gibt es Sand und Wasser. Dieses Gemisch kostet Martin bis zur Bodenplatte aus. Einmal Winch und dann Bergegurt zu zweit sind die gymnastischen Einlagen. Silvia kennt sich hier aus und mit ausreichend Proviant für einen deftigen Abendgrill folgen wir ihr zu einer Schotterbank direkt über dem Fluss. Ein milder, windstiller Abend lässt uns lange beim Feuer ausharren.

Die Sonne weckt uns am nächsten Morgen zu einem ermunternden Flussbad und dem üblichen Gruppenfrühstück. Bei rasch steigenden Temperaturen folgen wir dem Tagliamento bis zur Staatsstraße 13. Schon etliche Geländefahrzeuge wurden in den scheinbar harmlosen Gerinnen zu Immobilien. Manche hätten eher als Boot Zukunft gehabt. Wir sind vorsichtig und brausen erst dann ins Wasser, wenn zumindest einer es geschaffte hat. Silvia findet die einzige seichte Flussdurchquerung in weitem Umkreis und auch der Aufstieg ins öffentliche Straßennetz verläuft fast problemlos.
Die Hitze lässt erst nach, als wir vor Pontebba ins Tal der Raccolana abbiegen. Kühl und malerisch führt sie uns zur Sella Nevea. Am Predilsee suchen wir uns eine Schotterbank für die letzte gemeinsame Pause. Silvia und Heinz wollen den Mangart erstürmen und wir anderen machen uns auf den Weg in heimische Gefielde.
Freundschaft, Landschaft, Gastwirtschaft und einiges andere Geschaffte haben die gemeinsame Woche gewürzt. Mit Freude aneinander und an dieser Art zu Reisen wird es wohl auch im nächsten Jahr weiter gehen.

Ein Menge feine Fotos  von Silvia.  Herzlichen Dank mit Bussi nach Kärnten.