Gelände & Genuß.

Heviz ist einer unserer Lieblingsorte in Ungarn. Der große Thermalsee dessen Quelle das Wasser pro Tag komplett erneuert, war bereits im 14.Jahrhundert als Heiltherme bekannt. Vermutlich haben schon die Erbauer diverser Burgen in der Umgebung ihre Knochen  im 34° warmen Wasser wieder geradegebogen. Uns locken See, herrliche Geländepfade und die ungarische Gastfreundschaft immer wieder hierher. Nur kurz hatten wir die geplante Pfingstfahrt bei unseren Clubtreffen besprochen. Ein paar Worte unter Freunden, einige E-mails, und am Pfingstsonntag machten sich 15 Geländewagen auf den Weg von Heviz nach Somogybabod. Bereits bei der Stadtdurchfahrt von Heviz verlor sich die Belegschaft und die CB-Geräte liefen heiß, um wieder alle zusammenzuklauben. Bisher waren wir höchstens zu fünft gefahren. Bei dieser Riesengruppe kamen mir leichte Bedenken. Aber Ungarn ist groß und schön, irgendwo würden auch  die verlorenen Schafe ihren Spaß finden. Über Asphaltstraßen ging es flott nach Süden. Knapp vor Kaposvar begann die Geländestrecke mit einem "staubfreien" Feldweg. Nach kurzem Plantschen durch die Lacken standen wir vor einer ruhigen, dunklen Wasserfläche.

Andreas ließ seinen CJ langsam weiterrollen, bis die Scheinwerfer den Wasserspiegel erreichten. Ein idyllischer Fischteich hatte dank der reichlichen Regenfälle der letzen Tage den vorbeilaufenden Weg überflutet und zwang uns so zum Umkehren. Der nächste Einstieg ins Gelände kam wenig später. Diesmal schwankte der Zustand des Weges zwischen herzhaft hart und sehr weich. Bei strahlender Sonne und ausgezeichnetem Büchsenlicht für meine Kamera wühlten sich alle durch ein morastiges Gustostückchen.

Die Route hatte ich nach einer Wanderkarte geplant. Die Karte hatte ich in den PC eingescannt und mit einem selbstgeschriebenen Programm auf geographische Länge und Breite kalibriert. Mit Mausklick wurden danach die wichtigsten Kreuzungspunkte zu einer Route zusammengestellt und ins GPS übertragen. Die Richtungs- und Entfernungsangaben zu den gewählten Punkten machten das Navigieren nach GPS sehr angenehm. Bloß Streckenänderungen erfordern eine gewisse Flexibilität und Kenntnis der Geräte. Einerseits schätzten meine Freunde die sichere Führung. Ich, auf der anderen Seite weiß , wann ich jemanden anderen vorausschicken muß, um mein eigenes Fahrzeug zu schonen.

Langsam erwachte unser Hunger und wir beschlossen, die geplante Tour in Richtung Czarda zu verlassen. Seit fast 10 Jahren hatten wir in dem Lokal Pause gemacht. Heuer war es geschlossen und unsere Mägen knurrten mit den Motoren um die Wette. Das Pfingsttreffen in Somogybabod wird seit einigen Jahren von Deutschen und Ungarn gemeinsam veranstaltet. Diese Organisatoren haben es von einem Geländewagentreffen zu einem riesigen Volksfest mit off-road Einlagen gemacht. Wir umfuhren das Gelände in weitem Bogen und fanden  ein Gasthaus mit deftiger Landküche. Die Hungrigsten aßen etwas hastig und waren nachher froh, in ihren Fahrzeugen Schwingsitze zu haben. Denn dann ging es auf Schleichwegen zum großen Schlammloch. Dort suhlten sich bereits etliche 100 Leute mit ihren Geräten. Wer keinen Geländewagen hatte, sprang einfach so uin den Gatsch. Nichts könnte größer sein als der Kontrast zwischen unserer Anreise auf ruhigen Orientierungspfaden und dieser alkoholgesättigten Massenverschlammung. Wobei einige von uns das mit dem Schlamm anscheinend genau wissen wollten und dem letzten feuchten Loch genüsslich auf den Grund gingen.

Für den nächsten Tag hatte ich einige Pfade in der Nähe von Heviz geplant. Gemeinsam mit Heinz in seinem neuen Toyota machten wir uns auf und folgten dem Zeiger des GPS wie einer Wünschelrute. Mich faszniniert immer der Übergang von der Karte zur Natur. Einiges ist sicher aus einer guten Karte ablesbar. Trotzdem bleiben genug Überraschungen. Als ich nördlich von Karmacs den Cherokee ins Gemüse lenkte, war ich genau auf Kurs und ,laut Karte, mitten auf einem wichtigen Wirtschaftsweg. Bloß die Landwirte der Gegend waren anderer Meinung und hatten den Weg ersatzlos gestrichen. Nach einigen Umwegen und Orientierungswanderungen fanden wir die Reste des Weges im Gestrüpp am Bach. Von dem "wichtigen" Weg war ein Pfosten für unerschrockene Bachquerungen geblieben. Wir suchten uns einen anderen Einstieg und waren kurz darauf wieder mitten im Grünzeug. Mit einer großen Schleife durch ein ehemaliges Militärgelände beendeten wir unsere Ausfahrt.

Daß man auch bei einer harmlosen Strecke versumpfen kann, wird von vielen bestritten. Heinz hat sich auf dem malerischen Wiesenweg das einzige Moorloch weit und breit gesucht, um seine Bodenfreiheit zu testen. Er hat sich um gut 5cm verschätzt und die alte Weisheit vom Ausritt mit mindestens zwei Fahrzeugen wieder bestätigt.

Für alle die Lust auf Touren dieser Art haben :

Beantwortet bitte die Gastfreundschaft der Ungarn mit Rücksichtnahme auf Landschaft und Gewächse. Wir haben immer nur Wirtschaftswege benützt und nie Probleme mit den Einheimischen gehabt. Vor allem Wege, die einige Zeit nicht verwendet wurden, werden schnell zur Herausforderung für Geländefahrer. Andererseits zählt hier das Gesamterlebnis aus Natur und gastfreundlichen Menschen  mehr, als das Hardcore-Off-Roading. In diesem Sinn, viel Freude an der befahrbaren Natur.