Dschungelpfade in Ungarn.

"Pfingsten das liebliche Fest war gekommen... ". Für diese klassische Stelle haben wir, vom Altlengbacher Club volles Verständnis. Geländewagen wurden reisefertig gemacht, Bergegeräte , Wanderkarten, CB-Funk und GPS-Anlage  an Bord genommen. Freitag vor Pfingsten rollten vier Wohnwagen zum Treffen im Panoramacamp in Heviz. Beim genüsslichen Gelage gingen wir die geplante Tour noch einmal durch. Vor 10 Jahren, bei einer der ersten Pfingstveranstaltungen in Somogybabod, wühlten sich etliche Unentwegte anhand eines handeschnitzten Roadbooks  durchs Land. Vom Festivalgelände bis Kaposvar wollten wir diese Tour nachfahren. Zwischen dem alten Roadbook und einer aktuellen Wanderkarte hatten wir mit einiger Phantasie Verbindungen hergestellt und fahrbare Wege mit GPS - Koordinaten erfasst.

Am Sonntag ging es los. Nach gemütlicher Anfahrt bogen wir bei Gamas in die alte Route ein. Der weiche Wiesenweg ließ uns bis zur nächsten Ortschaft entspannt dahinrollen. Dann folgte die erste Überraschung. Die Ortschaft war nicht da. Von ehemals 10 Häusern gab es nur mehr ein verfallenes Gemäuer, das allerdings noch bewohnt war. Der Weg wurde immer grüner, von dichten Büschen überwuchert, bis er an einem Feld endete. Ein praktisch denkender Landwirt hatte den unbenützten Weg einfach in sein Feld einbezogen. Wir fahren gerne im Gelände, aber nur auf Wegen oder dort, wo kein Schaden entsteht. Felder sind dabei tabu. Für unsere "tread lightly" Methode wurden wir bei der Suche nach einer Umfahrung bald belohnt. Ein Jahr zuvor hatte ich die Koordinaten einer abseits gelegenen Czarda ins GPS gespeichert. Das Gerät war auf die Route eingestellt. Dabei kamen wir der Czarda nahe genug und das Display zeigte die Richtung zur "CZARDA" als nächstgelegenem Punkt an. Etliche Kilometer auf lauschigen Wegen und wir konnten eine ungeplante aber nahrhafte Schlemmerei beginnen.

Frisch gestärkt ging es zurück in den Dschungel. Zuerst fanden wir die Fortsetzung des unterbrochenen Weges und freuten uns über weite, sonnige Hügel. Dann wurde es wieder grün um uns und nur der Kompaß und eine Kerbe im Waldprofil ließen den alten Weg erahnen. Sicher ist es ein Erlebnis, wenn Gras bis zur Motorhaube reicht und Zweige die Windschutzscheibe wischen. Bloß der Gedanke an Baumstümpfe und Löcher in der alten Spur machten meinen Gasfuß leicht. Leise knurrte der Diesel meines Pajero und der Rammschutz teilte sanft die Botanik bis sich der Grünton vor mir änderte. Aus einem Gemisch von gelbgrün bis türkis wurde ein sattes Blaugrün. Vor etlichen Jahren hatte ich einen ähnlichen Farbwechsel übersehen und meinen LJ80 in den Zufluß eines Fischteichs getunkt. Diesmal stoppte ich und wir besichtigten das relativ trockene Schlammloch zu Fuß. Erwin bewältigte das Hindernis mit Jeep-Power, ich suchte mir die trockenste Spur, dafür verschluckten mich fast ein paar tiefe alte Traktorfurchen. Rudi wollte es lieber feucht und verbriet etlichen Treibstoff dabei. Martin scheuchte seinen Pajero ins tiefe Gras. Schon griffen wir nach Fotoapparat und Bergegurt, aber er hatte Spur und Schwung gut erwischt und rollte problemlos durch. Der weitere Weg erwies sich als landschaftlich reizvoll.

Als Draufgabe gelangten wir auf Schleichpfaden ins Festivalgelände von Somogybabod und genossen noch einige Waldwege. Dann machten wir uns in der Abendsonne auf den Heimweg.

Das schöne Wetter am Montag lockte uns noch einmal ins Gelände. Nördlich von Heviz wurde vor etlichen Jahren ein Trainingsgelände der russischen Armee aufgelassen. Einladende Wege durchziehen das weitläufige Gebiet. Erwin hatte bei einem Longtrail die Gegend erkundet. Seine Erinnerungen und unsere Wanderkarte verhalfen uns zu einer herrlichen Landpartie.
Da die Fahrt technisch einfach war blieb noch Zeit für die Auffahrt zur Burgruine Rezi Var. Hier ging es mit Kompaß und nach G´spür auf schmalen Waldwegen aufwärts bis in den Burghof.   Der Weitblick nach Westen zeigte uns ein Gewitter, das offensichlich auch auf Kurs zur Burg war. Das machte uns den Abschied leichter und wir fuhren auf dem Hauptweg zurück ins Camp.