Das Fuchs Projekt.

Langsam rollen die Geländewagen auf den Waldrand zu. Die tiefen Spurrinnen sorgen dafür, dass sich keiner verfährt. Dann kratzen einzelne Äste über Scheiben und Dächer. Hinter dem letzten Fahrzeug schließt sich der Wald und kurz darauf herrscht wieder Ruhe auf der Wiese. Wesentlich weniger ruhig geht es an der ersten erdigen Steigung zu, die wir in Angriff nehmen.

Rudi hat die Strecke ausgekundschaftet und weiß genau, wie viel Anlauf sein Pajero braucht. Franz beginnt eher vorsichtig. Nach und nach überzeugt ihn sein Nissan, dass er mehr Dampf benötigt. Martin mit dem Pajero und Roland im Suzuki erwischen gleich beim ersten Versuch die richtige Linie. Jacky hat seinen Toyota bereits in einem unscheinbaren Graben vor dem Anstieg sehr tief geparkt, bergauf treibt er ihn danach ohne Zögern. Herbert wiederum hat seinem CJ7 33x9.5 Mud-Reifen verpasst und erklimmt den Berg unter genüsslichem Brabbeln des V8. 

Grobstollige Reifen und ein zugkräftiger Dieselmotor helfen auch mir im Pajero nach oben. Bei einer verspielten Einlage über einige Erdhügel beißen ihre Profile fast zu kräftig und das rechte Hinterrad steigt hoch wie die Hinterhand eines Hundes an seinem Lieblingsbaum.

Weiter geht es auf einem engen Waldweg ins Tal. Vorhin hat die Sonne sich durchgesetzt und die Landschaft in freundliches Licht getaucht. Jetzt ist es vorbei damit und wir kurbeln uns die Serpentinen am Gegenhang im fahlen Winterlicht hinauf. Vom Bach steigt leichter Dunst hoch, als würde er seinen Bademantel anziehen. Allmählich geht der gepflegte Forstweg in einen erdigen Pfad über. Die Bäume rücken näher und die Steigung wächst. Ein Stück weiter oben soll eine weite, lichte Wiese sein. Da schlagen Waldgeister und Schwerkraft gemeinsam zu und die schmierige Fahrspur schluckt den Vorwärtsdrang unserer Gefährte.

gross

Unsere Feinfühligen ( Herbert und Heinz ) schaffen es zügig, aber unspektakulär. Bei Franz und Jacky hingegen bleibt kein Laub in der Strecke. Einige brauchen mehrere Anläufe bis Tempo und Zielgenauigkeit passen. Was soll's. Es gibt keine Umfahrung und so muss jeder hinauf. Unsere Einheimischen nützen ihren Trainingsvorteil und führen uns zu einer Verschnaufpause auf die Wiese.

Ein Stück davon ist lange nicht gemäht worden. Herbert beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Dieser erweist sich als tiiiieeef und Rudi schreitet zur Windenbergung. Etliche aufgeweckte Frösche hüpfen unwillig aus der Bahn. Dann erfasst mich die Verlockung des Unbekannten. Ganz langsam rolle ich mitten ins verwilderte Grünzeug. Der Boden trägt und das Gras bildet einen "Filzteppich". Ohne Probleme gelange ich ans andere Ende. Doch schon nach wenigen Benutzern meiner Spur öffnet sich der schlammige Untergrund und Rudis weißer Pajero bekommt den richtigen Bio-Guss. 
An einem sanft ansteigenden Weg lauert wieder die Waldhexe und raubt uns sämtliche Reibung. Einigen versuchen es mit Schwung. Ihre Fahrzeuge wirbeln Grasbrocken durch die Gegend und sie schwingen daher wie betrunkene Enten. Auch die Methode sich vorsichtig vorbeizuschleichen funktioniert nicht. Mit einem Schlag drehen alle Räder durch und die Fuhre rutscht irgendwo hin. Knapp neben den glitschigen Spuren geht es am besten und nach und nach erreichen wir alle den nächsten Teil der Strecke.

Wieder schluckt uns der Wald.

Bei einem schweren Sturm sind vor Monaten Bäume zersplittert. Äste, Stämme und Wurzelstöcke bilden ein Gewirr von Hindernissen, die wir umfahren müssen. Zum Glück ist der Boden trocken. Jede Lenkbewegung passt und behutsam nützen wir jede Lücke zwischen den Stämmen.

Schließlich erreichen wir die Asphaltstrasse und entspannen unsere Nerven. 
Jackys Einladung zum gemütlichen Ausklang kommt gerade recht. Die Ausfahrt endet wie so oft mit einem herzhaften Gelage und ölgetränkten Plaudereien.